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Arbeitsplatzperspektiven und Flächenbedarf im Gewerbegebiet Dachau Autor: Anton Sölch Gliederung 2. Strategie und Umsetzung der Aufgabenstellung 3. Ergebnisse 4. Empfehlungen für die betroffene Kommune
Im Rahmen eines Geländepraktikums am Institut für Wirtschaftsgeographie der Ludwig-Maximilian-Universität München wurden im Wintersemester 1995/96 ausgewählte Gewerbegebiete im Raum München hinsichtlich Arbeitsplätze- und Flä-chenbedarf untersucht. Unter Leitung der beiden Lehrbeauftragten Dr. Burkhard Bleyer und Dr. Thomas Polensky wurde das Untersuchungsziel genau abgesteckt und definiert. Von Interesse waren u.a.:
Aus organisatorischen und zeitlichen Grün-den wurden vier Ar-beitsgruppen gebildet, die für jeweils einen Teilbereich der Untersuchung verantwortlich waren. Exemplarisch ausgewählt wurden die Gewerbegebiete von Dachau, Karlsfeld und Heimstetten, jeweils betreut von einer Arbeitsgruppe. Darüber hinaus versuchte eine weitere Gruppe, Parallelen oder Gegensätze im Vergleich zu zahlreichen anderen Gewerbegebieten im Münchner Umland herauszuarbeiten, um einen überregionalen Kontext herzustellen. Ein Koordinator sorgte für die gruppenübergreifende Kommunikation, um Über-schneidungen, Reibungsverluste oder Mißverständnisse nach Möglichkeit zu vermeiden. Ausgewertet wurden die Daten mit Hilfe der EDV und des Computerprogramms SPSS for windows. Die Datenbasis stellte sich beim einführenden Informations-, Quellen- und Literaturstudium als recht dürftig dar, was v.a. auf Belange des Datenschutzes sowie auf den großen organisatorischen Aufwand einer solchen Untersuchung zurückzuführen ist. Außerdem ist nicht selten ein mangelndes Problembewußtsein seitens der Bürgermeister bzw. der leitenden Angestellten der jeweiligen Kommunen zu verzeichnen, das häufig mit einer Tendenz zur “Verharmlosung" und “Schönung" der Informationen auftritt. Beschränkt wurde die Untersuchung auf Betriebe, die mindestens drei Mitarbeiter beschäftigen. Ein- und Zweimann-Betriebe wurden somit ausgeklammert. Die Dachauer Arbeitsgruppe beschränkte sich außerdem auf den “alten Teil" des Dachauer Gewerbegebiets, neuere Ansiedlungen südlich des Schwarzen Grabens blieben unberücksichtigt. Eine Einführung in die Gewerbeflächensituation im Raum München bildete die Voraussetzungen für eine effektive und sachgerechte Umsetzung der Untersuchung. Es wurde über Strategien und Probleme diskutiert, genaue Definitionen wurden erarbeitet, allgemeine Entwicklungen wurden dargestellt. Außerdem wurden die drei betroffenen Gewerbegebiete sowie ausgewählte Betriebe und Behörden besucht. Als allgemeine Entwicklungstendenz kristallisierte sich ein Wandel der Gewerbegebietsstrukturen heraus. Durch die zunehmende Tertiärisierung ist ein relativer Bedeutungsverlust des produzierenden und verarbeitenden Gewerbes erkennbar. Auch der Bauboom der vergangenen Jahre ist abgeflacht, Freiflächen sind in vielen Gewerbegebieten in ausreichendem Maße vorhanden. 2.1 Kontakte zu Behörden Erste Behördengespräche wurden mit zwei Mitarbeitern der Bauamtsabteilung der Großen Kreisstadt Dachau geführt. Allerdings konnten Frau Jungwirth und Herr Hoffmann dabei mit keinen überraschenden Informationen aufwarten. Hinsichtlich des Problembewußtseins seitens der Verwaltungen deckt sich dies mit den Erfahrungen der Allgemeinen Gruppe. Die Vertreter des Dachauer Bauamts verwiesen u.a. auf die Problematik der verschieden liegenden Zuständigkeiten und formellen Sachzwänge, die einer besseren Ge-werbegebietsentwicklung und Planung entgegenstünden. Der derzeit gültige Flächennutzungsplan für das Dachauer Gewerbegebiet wurde 1989 aufgestellt. Im alten Teil des Gewerbegebiets liegt die GRZ bei 0,6; die GFZ bei 1,6 und die maximale Wandhöhe bei 12 Metern. Während des Gesprächs wurden auch die Probleme der Stadt dargestellt, genügend Freiflächen und Stellplätze gegen betriebswirtschaftliche Einzelinteressen durchzusetzen. Auch verlaufe die gewünschte Ansiedlung von produzierendem Gewerbe eher schleppend, während z.B. Handel, Lager und Computerproduktion ein deutliches Übergewicht besäßen. Nach Worten der Behördenvertreter ist auch der Trend hin zu größeren Betrieben zu beobachten, die sich gegen die - von der Stadt eigentlich bevorzugten - kleinen und mittelständischen Unternehmen häufig durchsetzen. Die Stadt Dachau versucht in dem “eher chaotischen Gewerbegebiet" (Fr. Jungwirth) z.B. mit der Einrichtung eines Handwerkerhofs die gewünschten Strukturen zu fördern. Kurz vor dem Abschluß der Untersuchung nahm Bauamtsleiter Hengstenberg auf eine Anfrage hin Stellung. Dabei kam das offensichtlich vordringlichste Problem im Bereich des Gewerbegebiets zur Sprache - die unbefriedigende Verkehrsanbindung und Überlastung der Straßen auf örtlicher Ebene. Hengstenberg verwies auf die Bemühungen der Stadt, mit einer verlängerten Sudetenlandstraße und der zukünftigen Verbindung des neuen Teils mit dem Untersuchungsgebiet eine deutliche Entlastung zu erreichen. In der Planungsphase befindet sich eine Dachauer Ortsumgehung im Osten der Stadt, an die das bisher nur über zwei Stichstraßen angebundene Gewerbegebiet angeschlossen werden könnte, wobei zwei oder drei Anschlüsse denkbar sind. Eine weitere Zufahrt von der Alten Römer Straße her könnte bei Bedarf etwa 100 Meter nördlich der Schleißheimer Straße in W-O-Richtung realisiert werden. Außerdem sollen zusätzliche Abbiegespuren auf der Alten Römer Straße, die teilweise bereits eingerichtet wurden, den Verkehrsfluß fördern. Die allgemeine Situation im gewerblichen Bereich hinsichtlich der Nachfrage nach kommunalem Grund bezeichnete Hengstenberg als eher schleppend, was zu einer recht vorsichtigen Neuausweisung durch den Stadtrat führe. Eine umfassende Begrünung des alten Gewerbegebietsteils ist nach Worten Hengstenbergs nicht mehr möglich, im neuen Teil werde diesem Punkt aber verstärkt Rechnung getragen. Als Gründe für das Fehlen einer Koordinierungs- und Kontaktstelle für Gewerbebetriebe führt der Bauamtsleiter neben der Datenschutzproblematik auch die bereits bestehende Möglichkeit an, Kontakt mit den jeweils zuständigen Stellen aufzunehmen. 2.2 Eigene Untersuchungen Eine grundlegende und umfangreiche eigene Erhebungen wurde not-wendig, da ein Rückgriff auf vorhandene Daten nur in sehr begrenztem Maße möglich war. Die städtische Liste der Betriebe war veraltet und unvollständig, teilweise traten Doppelnennungen auf, außerdem war die Fluktuationen noch nicht berücksichtigt. 2.2.1 Erstellung eines Fragenbogens Im Verlauf der Erhebung war neben der Sicht der Betriebe auch die eigene, unabhängige Beobachtung von Interesse. Deshalb wurde die Untersuchung in einen auszuteilenden, zweiseitigen Fragebogen und einen einseitigen, vom Verteiler jeweils direkt vor Ort auszufüllenden Erhebungsbogen gesplittet. Der Fragebogen enthielt insgesamt 19 Fragen, teilweise in offenen Kategorien gestellt. Inhaltlich umfaßte er neben Fragen zu Arbeitsplatz- und Flächenbedarf u.a. auch allgemeine Angaben nach Standortfaktoren, Verflechtungen, Motivationen für einzelne Entscheidungen sowie Verlagerungstendenzen. Der Erhebungsbogen bestand aus zehn Kategorien. Neben Betriebstyp, Funktion, Grundstücksgröße und dem Stellplatzangebot wurde u.a. das äußere Erscheinungsbild bewertet. 2.2.2 Empirische Erhebung Die Arbeitsgruppen bereiteten sich mit einem Interviewtraining auf die teilweise persönlichen Befragungen vor, auch inhaltliche Fragen bezüglich des erarbeiteten Fragebogens wurden durchgesprochen und geklärt. Erstellt wurde der Fragebogen Ende November, die Verteilung erfolgte im Dezember, der Rücklauf sollte bis Mitte Januar abgeschlossen sein. Die Fragebögen wurden zusammen mit jeweils einem An-schreiben des Bürgermeisters sowie einem erläuternden Anschreiben der Universität (incl. Telefon- und Telefaxnummern) ausgeteilt (siehe Blankoexemplare im Anhang). Bei eventuellen Unklarheiten sollte den Betrieben die Möglichkeit gegeben werden, direkten Kontakt zu den wissenschaftlichen Betreuern bzw. zum zuständigen Arbeitsgruppen-Mitarbeiter aufzunehmen. Zur abschließenden Klärung waren, sofern nötig, auch Interviews vor Ort vorgesehen. Aus Datenschutzgründen wurde auf Firmennamensangaben etc. auf dem Fragebogen verzichtet. 2.2.3 Probleme im Verlauf der Erhebung Da die Verteilung im Dezember erfolgte, ergaben sich daraus Probleme durch Betriebsurlaube, rege Betriebsamkeit durch Inventuren oder schlicht durch die “vorweihnachtliche Hektik". Ein möglicher Weg der Befragung war das Kuvertieren der Anschreiben und Einwerfen dieser in die Firmenbriefkästen. Der Rücklauf ausgefüllter Fragebögen war hier allerdings äußerst gering. Persönliches Vorsprechen stellte sich als wirkungsvoller heraus, nach Möglichkeit wurde darauf ge-drängt, den Bogen zusammen mit einem Firmenvertreter auszu-füllen, so daß er gleich wieder mitgenommen werden konnte. Formulierung und mangelnde Übersichtlichkeit des um-fangreichen Fragebogens empfanden einige Firmenvertreter hemmend. Außerdem erschwerte der Umstand, daß auf vielen zurückgefaxten Fragebögen fehlende Firmennamen bzw. Adressen und Angaben des Gewerbegebiets eine spätere Identifizierung und Zuordnung teilweise nur sehr schwer mög-lich machte, die Auswertung. Ein weiteres Problem stellten einige Firmenvertreter selbst dar, bei denen mehrmaliges persönliches Kontaktieren trotz gemachter Zusagen etc. nötig wurde. Teilweise wurden Bögen zunächst unvollständig zurückgegeben, teils unterblieb eine Rücksendung vollkommen, so daß man bis zu sechs Anfragen machen mußte, um Ergebnisse zu erzielen. Bis Mitte Januar war der Rücklauf der ausgefüllten Fragebögen nahezu abgeschlossen. 3.1 Umfang und Qualiät der Daten Die Rücklaufquote beträgt für den Dachauer Bereich rund 80%, d.h. 96 Fragebögen von rund 120 Firmen wurden ausgefüllt an die Studenten zurückgegeben (ca. 50 Kleinbetriebe blieben unberücksichtigt). Insgesamt waren die Bögen größtenteils vollständig und zufriedenstellend ausgefüllt. 3.2 Auswertung Mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS wurde eine Eingabe- und Auswertungsmaske erstellt, mit denen Häufungen und Korrelationen dargestellt wurden. Allerdings waren offene Fragen damit teiweise nur schwer zu kategorisieren. Auswertung des Erhebungsbogens Die Betriebsgröße liegt überwiegend im Bereich zwischen 1000 und 2000 Quadratmeter, dies trifft für die Hälfte aller Betriebe zu. Die Hälfte aller Unternehmen nutzt das betreffende Betriebsgelände alleine, und mehr als 80% der Betriebe hat den Firmenhauptsitz in Dachau. Lediglich bei 10% der Gewerbegebietsfläche ist das Baurecht noch nicht vollkommen ausgeschöpft. Etwa 80% der Parkflächen sind durch Teerauflagen versiegelt, 40% davon markiert. Der hohe Versiegelungsgrad spiegelt sich auch in dem geringen Umfang der Begrünung wider. Das Erscheinungsbild des Dachauer Gewerbegebiets kann im allgemeinen als alt, aber relativ gepflegt bezeichnet werden. In puncto Ansiedlungsdauer der Betriebe ergibt sich kein einheitliches Bild, ein Schwerpunkt ist bestenfalls zwischen 5 und 20 Jahren zu lokalisieren (genaue zahlenmäßige Aufschlüsselung der einzelnen Fragen im Anhang). Auswertung des Fragebogens: Jeweils ein Drittel der Betriebe beschäftigt 3-5 bzw. 6-10 Mitarbeiter. Rund die Hälfte der Betriebe waren vor der Standortgründung im Dachauer Gewerbegebiet in einem anderen Teil des Landkreises bzw. der Stadt Dachau ansässig, über 70% würden sich wieder für den aktuellen Standort entscheiden. Als negative Push-Gründe wurden genannt:
Etwa 30% der befragten Betriebe loben den überörtlichen Verkehrsanschluß. Mit der örtlichen Verkehrssituation sind mehr als 50% der Betriebe ausdrücklich sehr unzufrieden (als Hauptärgernisse werden Staus, Baustellen, enge Straßen und Einbahnstraßenregelungen genannt), 10% wollen deshalb ihren Standort verlagern. Rund 70% unterhalten mehr oder weniger intensive Geschäftsbeziehungen zu anderen Firmen im selben Gewerbegebiet. Ca. 70% prognostizieren eine tendenziell gleichbleibende Entwicklung auf dem Beschäftigungssektor, langfristig zeichnet sich laut Firmenangaben ein leicht positiver Beschäftigungstrend ab. Weitere Ergebnisse, Graphiken und Tabellen siehe Anhang. 3.3 Interpretation Kennzeichnend und symptomatisch auch für das Dachauer Gewerbegebiet sind wenig Wissen seitens der Betriebe und seitens der Kommune über alle Strukturen und Verflechtungen des Gewerbegebietes, teilweise verstärken Belange des Datenschutzes die Problematik. Die mangelhafte Verkehrssituation im Nahbereich ist das Hauptproblem und stellt damit das größte Entwicklungshemmnis dar. Mittel- und langfristig ergibt sich nach Auswertung der Daten ein nur geringfügig steigender Arbeitskräftebedarf und eine geringe Verlagerungstendenz der Betriebe. Der alte Teil des Dachauer Gewerbegebiets ist trotz der angespannten gesamtwirtschaftlichen Situaiton als relativ “gesund" zu bezeichen, also ausreichend diversifiziert und angesichts der eher geringen Zahl von Großbetrieben eher mittelständisch geprägt. Freiflächen sind auch nördlich des Schwarzen Grabens noch vorhanden, diese sind aber schon verkauft, so daß wenig Expansionsmöglichkeiten im alten Teil bestehen. Allerdings bieten sich im südlichen, neuen Teil ausreichende Expansions- oder Verlagerungsmöglichkeiten in direkter Nähe zum bestehenden Standort an. Zu verzeichnen sind überraschend viele Verflechtungen zwischen den Betrieben im selben Gewerbegebiet, die aber nicht sehr intensiv genutzt werden. Trotz schlechter Konjunktur, alter Strukturen und wenig Begrünung etc. sind die meisten Betriebe insgesamt relativ zufrieden mit dem Standort am östlichen Stadtrand der Großen Kreisstadt Dachau. 4. Empfehlungen für die betroffene Kommune Um das Dachauer Gewerbegebiet attraktiver für neue sowie für bereits bestehende Betriebe zu machen, gibt die Dachauer Arbeitsgruppe folgende Empfehlungen:
Abschließend soll an dieser Stelle noch angemerkt werden, daß sich im Gegensatz zu anderen Vergleichsbeispielen das Dachauer Gewerbegebiet in einem relativ guten Allgemeinzustand befindet und derzeit nichts auf eine sich gravierend verschlechternde Gesamtlage hinweist. Über die schnelle bauliche Entschärfung der Verkehrssituation hinaus sollten die zuständigen Stellen in Dachau dem Gewerbegebiet ein verstärktes Interesse entgegenbringen, da die Zeiten der “reichlich sprudelnden Gewerbesteuerquellen" wohl endgültig der Vergangenheit angehören dürften. Gefordert sind auch die politischen Entscheidungsträger, um die richtigen Rahmenbedingungen für einen attraktiven Gewerbestandort zu schaffen. |
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